Für 1.108 Euro/m² vom Büro zur Wohnung
Sind die Planungen für 600 neue Büroarbeitsplätze auf dem Postbankgelände (lt. Investor GerchGroup vor der Bezirksvertretung am 5.2.2020) noch zeitgemäß? Wäre nicht eine kleinere Tiefgarage mit weniger Bodenversiegelung dann möglich? Oder wäre ein Umbau des bestehenden Gebäudes zu Wohnungen nicht sinnvoller?
Hier der Hinweis auf eine interessante Initiative zur Umwandlung von Büros in Wohnungen:
„Das soziale Gewissen des Staates versagt im Bereich Wohnen – das ist das plakative Fazit von zwei Wohnungsbau-Studien, die das Pestel-Institut und das schleswig-holsteinische Bauforschungsinstitut ARGE für zeitgemäßes Bauen am Freitag (5. Februar) auf einer Pressekonferenz vorgestellt haben. Sie kommen dabei zu dem Ergebnis, dass …
- Bund und Länder entscheidende Fehler in der Wohnungsbaupolitik gemacht hätten und dass
- die Corona-Pandemie durch die Umwandlung von Büro- in Wohnraum auch eine Chance biete. Hier sehen die Wissenschaftler bis 2025 ein Potential von 235.000 Ex-Büro-Wohnungen,
Für diese Ex-Büro-Wohnungen müsse es allerdings eine strikte Sozialquote geben, fordert das Verbändebündnis „Soziales Wohnen“, das die Studien in Auftrag gegeben hatte: „Es kann nicht sein, dass Büros in attraktiven Innenstadtlagen durchweg zu Luxus-Citylofts umgebaut werden“, warnt das Bündnis, in dem sich neben dem Deutschen Mieterbund (DMB), der Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie (CBP) und der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) auch zwei Akteure der Bauwirtschaft zusammengeschlossen haben: die Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und der Deutsche Baustoff-Fachhandel (BDB). Gemeinsam legten sie jetzt einen „Akutplan 2025 für soziales und bezahlbares Wohnen“ mit fünf zentralen Forderungen vor …
Dabei könne aber ausgerechnet die Corona-Pandemie auch eine neue Chance fürs Wohnen mit sich bringen: „Wenn sich das Homeoffice im Arbeitsalltag über die Pandemiephase hinweg etabliert, ist der nächste Schritt nur konsequent: die Umwandlung von Büro- in Wohnraum“, sagt Dietmar Walberg. Der ARGE-Chef liefert in seiner Studie dazu Zahlen, die deutlich machen, wie finanziell attraktiv die „Office-Offerte“ fürs Wohnen ist: Demnach kostet der Büroumbau zur Wohnung im Schnitt gerade einmal 1.108 Euro/m². Ein Grund dafür: Büro- und Verwaltungsgebäude bringen bereits das Tragwerk und teilweise auch hohe Standards mit – etwa beim Brandschutz und durch Fahrstuhlanlagen. Zum Vergleich: Bei der Vollmodernisierung eines Altbaus fallen durchschnittlich Kosten von 2.214 Euro/m² an. Und beim Neubau sind es sogar 2.978 Euro. „Damit kostet die Ex-Büro-Wohnung nur ein gutes Drittel von dem, was heute für eine Neubauwohnung bezahlt werden muss – und das oft noch in guter innenstädtischer Lage“, sagt Dietmar Walberg.
Und das Potential, das der Markt biete, sei enorm: In Deutschland gebe es mehr als 350 Mio. m² Bürofläche. „Jedes Prozent Bürofläche, das durch Dauer-Homeoffice zu Wohnungen umgenutzt werden kann, macht die Schaffung von rund 50.000 Wohnungen zu je 70 Quadratmetern möglich“, rechnet Herr Walberg vor.“