Grünstreifenplanung – Widersprüche im Wettbewerbsergebnis

Wir dokumentieren hier das Schreiben  von Frau Dr. Preißler zu  Widersprüchen zwischen den veröffentlichten Ansichten und den schriftlichen Angaben zur Gründstreifenplanung:

„Sehr geehrter Herr Beigeordneter Wiesner,

der Wettbewerb für die Neubebauung des bisherigen Postbank-Grundstückes ist nun durchgeführt und der Wettbewerbssieger ist bekannt. Darüber hat die GerchGroup AG die Anwohner des Flussviertels informiert. Die Unterlagen, die im Rahmen des Wettbewerbes verteilt wurden, zeigen auf den Ansichten, dem Bauplan und dem Modell mehrere Baukörper und es wird hier zunächst einmal den Anschein erweckt, als würde der Baumgürtel auf beiden Seiten weitgehend erhalten bleiben. Liest man aber das „Kleingedruckte“, also die Kommentierung in der Jury-Bewertung, so fallen Ansichten, Plan und Modell mit den schriftlichen Angaben bezüglich der Grünstreifenplanung weit auseinander und es werden Widersprüche offensichtlich.

So steht in der Rubrik „Städtebaulicher Entwurf“ bei dem Kriterium „Vollständiger Erhalt des Grünstreifens“ als Bemerkung der Jury, dass die Gebäude in die Bestandsgrünstreifen hinein geplant werden. Bei dem Kriterium der „Integration des prägenden Baumbestandes“ wird notiert, dass nur Teile des prägenden Baumbestandes erhalten werden können. In der Rubrik „Freiraum/Ökologie“ und dort unter dem Kriterium „Gestalterische Integration der erhaltenswerten Bestandsbäume“ wird als Bemerkung der Jury notiert: „Auf beiden Seiten der Grünzüge ist eine Inanspruchnahme der Gehölzstrukturen durch die Bebauung dargestellt. Nur wenige Bestandsbäume können erhalten werden.“ Bei dem Kriterium der „Aufwertung der Grünstreifen“ wird niedergelegt, dass die beiden Grünstreifen durch die Bebauung reduziert werden.

Es ist also festzuhalten, dass nicht geplant wird, den Baumgürtel – obwohl ökologisch und als Sichtschutz dringend nötig – in seiner Gesamtheit zu erhalten. Dies stellt unseres Erachtens ganz abgesehen von den klimatischen und ökologischen Negativfolgen auch einen Verstoß gegen die Baumsatzung der Stadt Bonn dar. Und der Wettbewerbs-Sieger hat die Vorgaben des Investors zum vollständigen Erhalt der Baumgürtel – und dies war auch eines der wichtigsten Anliegen der Nachbarn – nicht erfüllt.

Müssen wir als Anwohner also letztlich, wenn man die schriftlichen Ausführungen der Jury ernst nimmt, damit rechnen, dass ein Großteil der vorhandenen Bäume gefällt wird? Als Anwohner möchten wir daher folgende konkrete Fragen an die Stadt stellen:

  1. Wird die Stadt im Bebauungsplan niederlegen, dass die Baumgürtel mit dem alten Baumbestand, der ja auch unter die Baumsatzung fällt, erhalten bleiben muss?  Dies entspräche dann auch den Ausführungen der Stadt in der Stellungnahme zum Bürgerantrag, in der ausgeführt wurde, dass eine Abschirmung der Neubauten zu den Bestandsgebäuden aus städtebaulicher Sicht empfohlen wird. Dies kann nur durch den vollständigen Erhalt des Grünstreifens gewährleistet werden. Auch möchte ich nochmal darauf hinweisen, dass die Anlegung der Baumgürtel in den 70-iger Jahren eine Vorgabe der Stadt im Bebauungsplan für den damaligen Bauherrn war, da neben einer Einfamilienhausbebauung im Flussviertel eine sehr massive Bebauung – wie jetzt auch wieder geplant – auf dem Areal realisiert wurde.
  2. Wird die Stadt im Bebauungsplan niederlegen, dass die Bebauung entlang der Grünstreifen nicht höher als drei- bis viergeschossig wird, denn anderenfalls kann eine „Abschirmung“ auch nicht geleistet werden ?
  3.  Können Sie konkretisieren, wieviel Prozent der bestehenden Grünstreifen/Baumgürtel bzw. welche genaue Quadratmeterzahl nach dem jetzigen Planungsstand „reduziert“ werden?
  4. Gelten die Vorgaben der Baumsatzung der Stadt Bonn auch für das geplante Projekt?
  5.  Ist davon auszugehen, dass die Grünstreifen mit dem hohen Baumbestand erhalten bleiben?

Für eine Rückäußerung vor dem 7. Mai, an der die Vorstellung der Wettbewerbsergebnisse durch die GerchGroup AG im Stadthaus stattfindet, wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Ulrike Preißler“