Die Folgen der Flächenversiegelung

Die Unwetter-Katastrophe beschäftigt auch unsere Nachbarschaft, hier ein Leserbrief, der im heutigen Generalanzeiger abgedruckt wurde.

Der Leitartikel des GA enthält zwei wichtige Sätze: „Alles, was der Mensch gerade zwischen Rekordhitze und Sintfluten erlebt, war vorhergesagt.“ Und: „Längst ist seriös vorgerechnet: Wenn wir nichts tun, kommt es viel teurer.“ Die Katastrophe, die wir gerade erleben, ist das Ergebnis von jahrzehntelangen Einzelentscheidungen von Investoren, Bauherren und Poiitikern. In den vergangenen Jahren wurden bei jeder dieser Entscheidungen die Folgen für die Umwelt, die Natur, den Artenschutz und das Klima geprüft. Gutachten bestätigten in der Regel, dass die umwelt- und klimabezogenen Auswirkungen gering oder vernachlässigbar seietr. So wurden ganze Wälder für Autobahnen und Straßen gerodet, massenhaft Bäume für Bauvorhaben gefällt und immer mehr Flächen versiegelt. In der Summe haben diese Einzelentscheidungen den Klimawandel maßgeblich (mit)-verursacht.

Es wird höchste Zeit, dass auch die Bonner Verwaltung und die Kommunalpolitiker innehalten und sich fragen, ob ihre derzeitigen Pläne und/oder bereits getroffenen Entscheidungen wirklich klima- und umweltgerecht sind. Können sie verantworten, 71 alte Bäume wegen zweier Radschnellrouten in der Rheinaue fällen zu lassen, dabei 4500 Qudratmeter Boden neu zu versiegeln und weitere rund 270 Fällungen auf dem Postbankgelände und gleich daneben für den Neubau des BSI in Plittersdorf zu genehmigen? Ganz zu schweigen von Baumfällungen und Flächenversiegelungen bei vielen weiteren Bauvorhaben in Bonn. Warum ist die Verbreiterung des Tausendfüßlers mit den massiven Auswirkungen auf Vegetation und Klima nicht zu revidieren? Die Bonner Meteorologen Goldhausen und Brandt raten heute im GA, den „Versiegelungsboom“ zu stoppen und sagen: „Wald- und Grünflächen müssen erhalten, noch besser ausgeweitet werden“.

Wann endlich schauen die Verantwortlichen auf die Foigen ihrer Entscheidungen für die gesamte Stadt und nicht nur auf das einzelne Projekt? Sie würden sich große Verdienste erwerben, wenn sie angesichts der aktuellen Katastrophe ihre Vorhaben und Entscheidungen anhalten, zusammen mit der Bevölkerung neu bewerten und gegebenenfalls korrigieren würden. Auch bei Corona waren plötzlich Entscheidungen möglich, die vorher undenkbar waren.

von Hans-Reimar von Mutius

71 Bäume sollen für den Radschnellweg in der Rheinaue links- und rechts-rheinisch fallen genauso wie die 71 Bäume, welche für den Neubau auf dem Postbankgelände an der Kennedyallee gefällt werden sollen und mehr als 200 Bäume für den BSI-Neubau auf dem der Postbank direkt gegenüberliegenden Gelände: Die Anzahl  der geplanten Fällungen alten Baumbestands in unserer direkten Umgebung einhergehend mit neuen Flächenversiegelungen ist unfassbar.