Unterschriftensammlung gegen die großflächige Baumfällung an der Kennedyallee
Zum Teil konnten Sie dies auch im heutigen Generalanzeiger lesen, hier die vollständige Presseerklärung der Interessengruppe Flussviertel:
Am Samstag, den 10.Juli 2021 ab 15 Uhr sammelt die Interessengruppe Flussviertel in der Moselstraße 5 Unterschriften gegen die Baumfällaktion im „Plittersdorfer Forst“ ein, die dann der Oberbürgermeisterin übergeben werden.
Auf dem Areal Kennedyallee 62-72 soll das für Plittersdorf markante Pyramidengebäude im kommenden Jahr abgerissen werden. Ein bundesweit agierender Investor hat das über 3,2 Hektar große Gelände gekauft und will es komplett neu bebauen. Es sollen dort im Rahmen der von der Politik propagierten Innenstadtverdichtung 380 Wohnungen und Büroflächen entstehen. Die Neubebauung soll in so intensiver Form realisiert werden, dass mindestens 71 Bäume – alle über 50 Jahre alt und satzungsgeschützt durch die Baumsatzung der Stadt Bonn – gefällt werden müssen.
Die Bäume sind für das Klima des Flussviertels enorm wichtig. Das Flussviertel gehört laut Klimakarte der Stadt Bonn zu den heißesten Orten im Stadtgebiet. Das wusste die Stadt Bonn schon zu Zeiten, als der Klimaschutz noch nicht in aller Munde war und lange bevor es die Partei der Grünen gab. Den jetzt noch gültigen Bebauungsplan, der auf dem Areal zwei Baumgürtel entlang der bebauten Fläche von jeweils ca. 240 m Länge und 20 m Breite vorsieht, hatte der Rat der Stadt Bonn im Jahre 1966 beschlossen. Die renommierten Architekten Wilhelm und Dirk Denninger bauten daraufhin ein für die Zeit atypisches Gebäude – die Pyramide von Plittersdorf – mit Unterbrechungen in den Baukörpern, so dass nicht nur die Baumgürtel – angelegt vom weit über die Tore Bonns hinaus bekannten Landschaftsarchitekt Heinrich Raderschall -, sondern auch das Gebäude selbst den vom Venusberg kommenden, für das Flussviertel notwendigen Kaltluftstrom hindurchlassen. Damals wurden die Nachbarn sogar vom Landschaftsarchitekten bei der Auswahl der Bäume beteiligt. So kann also Bürgerbeteiligung gelebt werden.
Nun will der Rat der Stadt Bonn aufgrund einer vorhabenbezogenen Anfrage des Investors den Bebauungsplan massiv ändern. Der Entwurf des Bebauungsplanes liegt derzeit im Stadthaus im Rahmen der Offenlage noch bis zum 19. Juli aus. Hier und auch im Netz (www.bonn.de/beteiligung-planverfahren) können die Bürgerinnen und Bürger die Neuplanung einsehen und Einwendungen vorbringen. Viele Einwendungen hat die aus 200 Nachbarn bestehende Interessengruppe Flussviertel (Homepage https://igf-bonn.de/) bereits in den letzten zwei Jahren im Rahmen der frühzeitigen Anhörung, durch Bürgeranträge und zahlreiche Gespräche mit allen Parteien vorgebracht. Diese haben aber bisher noch nicht dazu geführt, dass man sich auf Seiten des Investors – der an Gewinnmaximierung interessiert ist – oder der Stadtplanung hinreichende Gedanken über ökologisches Bauen gemacht hätte. Von einer nun grün regierten Stadt erwarten die Bewohnerinnen und Bewohner des Flussviertels, dass Bauanfragen und Entwürfe von Bebauungsplänen nochmals auf den Prüfstand gestellt und in ökologischer Hinsicht zum Schutz des Klimas neu bewertet werden. Überrascht kann man zur Kenntnis nehmen, dass das zur Begründung des geplanten Bauvorhabens vorgelegte Klimagutachten eine eintretende Steigerung der Temperatur im Flussviertel ausweist und der grün dominierte Rat der Stadt Bonn der Offenlage dieses Bebauungsplanes zustimmt. Anzumerken bleibt: Es ist ganz leicht, sich gegen das Baumfällen im Urwald auszusprechen. Hier vor Ort wird das nicht getan.
Die Interessengruppe Flussviertel fordert einen runden Tisch, an den sich die GerchGroup AG als Bauträger, die Oberbürgermeisterin als Grüne und Leiterin der Stadtverwaltung und Vertreter der Interessengruppe Flussviertel setzen, um ein für alle Beteiligten verträgliches Ergebnis zu erzielen. Und zuvorderst mahnt die Interessengruppe Flussviertel die Umsetzung des Beschlusses des Hauptausschusses vom 6. Mai 2021 durch die Stadtverwaltung an, wonach ein Bebauungsplan gefertigt werden soll, in dem die Bebauung der Gehölzstreifen deutlich zurückgenommen werden soll. Als Begründung führt die regierende Koalition im Beschluss zu Recht an: „Bäume sind Klimaschützer und verbessern zudem Mikroklima und Lebensqualität. Die Erhaltung der Grünstreifen ist daher elementar.“ Ratsbeschlüsse – so die Bewohnerinnen und Bewohner des Flussviertels – sollten auch umgesetzt werden.
Die Interessengruppe wird ihre Einwendungen gegen den jetzt vorliegenden Entwurf des Bebauungsplanes noch mit einer Unterschriftenliste untermauern. Derzeit machen viele Bewohner des Flussviertels durch eine Plakataktion auf die Fällung der Bäume aufmerksam.
Ulrike Preißler von der Interessengruppe Flussviertel: „In unserem beschaulichen Flussviertel herrscht viel Unmut darüber, wie mit unserem Anliegen in den letzten zwei Jahren von allen Protagonisten umgegangen worden ist. In einer ersten Informationsveranstaltung des Investors im Dezember 2018 hieß es gegenüber den Nachbarn noch, dass die Baumgürtel bei der Neubebauung des Areals unangetastet bleiben. Dieses Versprechen ist vom Investor nicht eingehalten worden. Da wünschen wir uns als Einwohner, Steuerzahler und Wähler in dieser Stadt schon die Kommunalpolitik an unserer Seite. Bisher wirkt es aber auf uns im Flussviertel so, als könne der Investor die Regeln, wie gebaut werden darf, allein vorgeben. Wir haben im Viertel junge Familien und auch viele ältere Nachbarn, die teilweise fast ihr ganzes Leben hier gewohnt haben. Ein älteres Ehepaar sagte mir dieser Tage, dass sie nun ihre letzten Lebensjahre mit – bei der Größe des Bauvorhabens – nicht ausbleibendem langanhaltendem Baulärm und -staub verbringen müssten.“ Das neu zu bebauende Gebiet Kennedyallee 62-72 wird dann sicherlich die größte Baustelle in Bonn sein.