Was man von OB und Kämmerin wissen sollte (ein Kommentar)

Viele Bürgerinnen und Bürger werden sich die Frage stellen, was den Bonner Oberbürgermeister Herrn Sridharan umtreibt, dass anscheinend nicht die Interessen der jetzt in Bonn wohnenden Menschen sein Handeln bestimmt: Von ihm wird alles daran gesetzt, in Bonn eine Skyline von Bürohochhäusern zu schaffen. Dieser „Rahmenplan Bundesviertel“ ist verbunden mit der Ansiedlung von ca. 16.400 Büro-Arbeitsplätzen und Wohnobjekten für ca. 6.700 neuen Bürgerinnen und Bürger. In der Folge werden die Mieten weiter nach oben getrieben und noch mehr Autos kommen in eine Stadt, die soeben den Klimanotstand ausgerufen hat. Das BSI ist mit dem geplanten 40m-Hochhaus Teil dieses Rahmenplans, da das Bundesviertel per Definition- zur Verwunderung der hier lebenden Menschen – sich bis zur nördlichen Seite der Kennedyallee erstreckt. Unsere Nachbarn in der Frankenstr. bis Ferdinand-Lassalle-Str. wohnen nun im Bundesviertel.

Im letzten Jahr versammelten sich am 12. Mai vor dem Alten Rathaus Bonner Bürgerinitiativen und Vereinen unter dem Motto „Bonn gehört uns“. Bei dieser Veranstaltung sprach auch der Kölner Journalist Werner Rügemer zum Thema „Schluss mit dem Ausverkauf der Städte!“ (siehe auch GAZ). Hier sei daran erinnert, was Herr Rügemer u. a. zu unserem Oberbürgermeister in seiner Rede sagte:

„Euer Oberbürgermeister Ashok Sridharan ist ein sehr netter Mensch. Er war viele Jahr Erster Beigeordneter und Kämmerer im beschaulichen RheinStädtchen Königswinter. Dort war er ein fundamentalistischer Vertreter für die Privatisierungs-Variante Public Private Partnership – PPP. Er wollte möglichst die gesamte Infrastruktur des schönen Städtchens diesem Investoren-Modell unterwerfen – Schwimmbad, Feuerwache, Sportplatz. Das hat nicht geklappt, auch wegen des Widerstands aufmerksamer Bürger und kleiner Fraktionen im Stadtrat. Aber auf der großen bundesweiten Bühne trat Sridharan für PPP auf. Im Lobby-Club der Branche, im Bundesverband PPP war der junge Kämmerer ein Star. 2011 bekam er von der Lobby deren jährlich vergebenen Preis und wurde ‚PPP-Persönlichkeit des Jahres 2011‘. Im nächsten Jahr durfte er bei der Jahrestagung der PPP-Lobby in Frankfurt ein Referat halten. Die Tagung wurde von den beiden Baukonzernen Bilfinger Berger und Vinci gesponsert. Vinci ist der größte Baukonzern der Welt mit Sitz in Paris. In Katar baut er für die Fußball-Weltmeisterschaft. In Deutschland baut er nach dem PPP-Muster Autobahnen und saniert z.B. für teures Geld und intransparent einige ausgesuchte Schulen in ‚meiner‘ Stadt Köln. In der Biografie Ihres heutigen OB fehlt dieser sündige Abschnitt seines Lebens.“¹

Viele Bürgerinitiativen in den Stadtteilen setzen sich gegen die aktuellen Planungen ein, die über unsere Köpfe hinweg gehen und nicht die Interessen der hier wohnenden Bevölkerung berücksichtigen. Es ist zu hoffen, dass bei der nächsten Kommunalwahl 2020 viele Bonner Bürgerinnen und Bürger ihre Stadt gegen Politikerinnen und Politikern verteidigen, die – so hat es den Anschein – sich hier ein persönliches Denkmal setzen wollen.


¹ In der Rede machte Herr Rügemer auch einige Ausführungen zu unserer Kämmerin:

„Dann schauen wir uns Ihre Kämmerin Margarete Heidler an. In ihrem jüngsten Interview im Bonner General-Anzeiger deutete sie deutlich an: Leider, leider müssen wir vielleicht einige Gebühren erhöhen und müssen auf PPP zurückgreifen. Die Bonner Kämmerin ist eine große Freundin der privaten Investoren. Sie war mal Erste Bügermeisterin der Stadt Heilbronn. Da wollte sie aber weg, sie fühlte sich unfrei. Sie wollte in die Privatwirtschaft wechseln. Das schaffte sie auch. Sie wurde Personalberaterin in der Kölner Beratungsfirma ifp. Im Interview mit der Zeitschrift ‚Karriereführer‘ sagte sie stolz: „Ich habe mich bewusst entschieden für den Wechsel, um ein wenig von der öffentlichen Bühne zu verschwinden. Als Verantwortliche in der Kommunalpolitik kann man das Haus nicht verlassen, ohne für jeden ansprechbar zu sein. Man muss sein Handeln erklären und rechtfertigen – das ist kräfteraubend. Der Wechsel in die freie Privatwirtschaft ist für mich eine Rolle vorwärts hinter die Mauer. Als Person verschwinde ich hinter den Kulissen. Ich kann mich auf die fachliche Arbeit mit den Kunden konzentrieren, ohne mich dabei einer diffusen Öffentlichkeit zu stellen.“ Also, liebe Bonner ‚diffuse Öffentlichkeit‘, die Ihr Euch hier versammelt habt! Eure Kämmerin machte also damals das Kunststück mit der ‚Rolle vorwärts hinter die Mauer‘. Das muss man erst mal können! Und diese endlich freie Beraterin wurde Eure neue Bonner Kämmerin. Sie passt zu Eurem OB.“