Denkmalschutz für Postbank – warum denn nicht?

Dies ist ein Kommentar zur Behandlung des Themas Neubau auf dem Postbankgelände in der Bezirksvertretung am letzten Mittwoch.

Denkmalschutz?
Interessante Beiträge kamen wieder einmal vom Bürgerbund und der Linken: Herr Schmitt und Herr Ehresmann wiesen darauf hin, dass das Gebäude der ehemaligen Deutschen Ausgleichsbank historisch prägend und identitätsstiftend für die alte Bundeshauptstadt ist. Auch darum, weil es vom Architekten Wilhelm Denninger stammt, der auch eine ganze Reihe denkmalgeschützter Bauten in Bonn entworfen hat wie die Stadthalle Bad Godesberg. Also nicht abreißen, sondern sanieren und für Wohnzwecke umbauen, das wäre nachhaltig –  damit ist aber kein Geld zu verdienen.

Und dafür hätte sich die Stadt Bonn früher um das Gelände kümmern und/oder mit der nicht existierenden Stadtentwicklungsgesellschaft ein Vorkaufsrecht ausüben müssen.

Stimmen aus der BV
Die Vertreterin der Grünen Frau Unterseh fiel dadurch auf, dass sie den Investor für das, was er plant wieder einmal in hohen Tönen lobte und ihm besonders dankte. Kein Wort dazu, dass die Umweltverträglichkeits-Untersuchung nicht gemacht werden soll. Auch die Vertretung der SPD schloss sich diesem Lob an, allerdings forderte sie auch eine Verkleinerung der Tiefgarage (?) und einen Rückzug der Gebäude von den Grünstreifen und betonte, dass Gewinnmaximierung nicht das Ziel sein kann.

Auch andere Mitglieder der BV wiesen darauf hin, dass es keine Wohltätigkeit ist, was die GerchGroup AG antreibt. Denn der Neubau soll nach Fertigstellung schnellstmöglich verkauft werden. Eine Vermietung in eigener Regie war von der GerchGroup AG nie geplant, denn sie kauft bundesweit Flächen auf, nach Abriss und Neubebauung werden diese Bauten dann an Anleger oder Pensionsfonds weiter verkauft. So wie sie zuletzt auch das ehemalige Quelle-Zentrum in Nürnberg und das ehemalige Robotron-Gelände in Dresden erworben hat.

Ansonsten gab es nichts Neues: Herr Kircher (CDU) bemerkte im Gespräch, dass die vorgestellten Pläne trotz vieler Anregungen aus der Nachbarschaft genauso aussehen wie vor einem Jahr – nichts war davon eingeflossen. In seinem Redebeitrag appellierte er an Investor und Anlieger einen Kompromiss zu finden. Und auch Frau Meltzer (CDU) plädierte für den Erhalt der Grünflächen.

Und die GerchGroup stellte wieder einmal die Folien vor, die sie schon seit einem Jahr präsentiert. Dazu auch die altbekannte Leier, dass ja keine Fragen beantwortet werden können, weil die Planung noch nicht so weit ist. Und somit wurde auch der umfangreiche Fragenkatalog von Herrn Heedt (FDP) nicht beantwortet.

Die Abstimmung
Der Vorsitzende Herr Jansen (CDU) wich am Ende von der in der Bezirksvertretung bisher üblichen Gepflogenheit ab, eine Vorlage zu vertagen, wenn keine Antwort aus der Verwaltung vorliegt. Ja wenn der Investor ruft … Gegen die  Stimmen von FDP, Bürgerbund und Linke wurde die Offenlage der vorgelegten Planung der GerchGroup AG unverändert beschlossen.

Wie geht es weiter?
Die Offenlage erfolgt nun bald – wir werden berichten. Alle Bürgerinnen und Bürger erhalten dann 14 Tage Zeit, Ihre Bedenken und Anregungen zu dem Projekt schriftlich der Stadt mitzuteilen. Da nichts von dem, was bisher aus der Nachbarschaft vorgebracht wurde, in die Pläne eingeflossen ist, muss dies alles noch einmal offiziell mitgeteilt werden!

Unsere Forderungen
Die hier Wohnenden sehen es als erforderlich an, dass die Vorstellungen der GerchGroup AG von 380 Wohnungen und bis zu 600 Büro-Arbeitsplätzen auf eine nachbarschaftsverträgliche Größe reduziert wird. Jeder gebaute Quadratmeter über 36.0000 qm Netto-Geschoßfläche hinaus ist nur ein Zusatzgewinn für die Aktionäre der GerchGroup AG. Mit einer Reduzierung um 15 % von den jetzt geplanten 42.000 qm  wäre es ein leichtes, die Grünflächen zu erhalten und den bestehenden Abstand der Gebäude zu den Bürgersteigen an Ahrstraße und Kennedyallee zu sichern. Das sollte für die GerchGroup AG keine zu große Zumutung sein.

Vielleicht reift rechtzeitig zur Kommunalwahl im September bei den politischen Entscheiderinnen und Entscheider die Erkenntnis, dass die Aufgabe ihrer Parteien nicht die Sicherung des maximalen Gewinns der GerchGroup AG ist, sondern eine umwelt- und klimaverträglich Bebauung des Grundstücks, die sich in die Umgebung einfügt unter weitgehendem Erhalt der vorhandenen Grünflächen – die Stadt Bonn hat den Klimanotstand ausgerufen!